North Stream Sabotage: Kriegspropaganda Folge X
Die NZZ sieht sich heute veranlasst, eine Enordnung („Aufarbeitung“) der Northstream-Sabotage zu machen. ich kann das nicht verstehen. Das Ganze ist offensichtlich ein Instrument der Kriegspropaganda und die NZZ macht sich mit dem heutigen Beitrag zum Instrument dieser Propaganda – wer immer auch dahinter steckt. Sie ergreift Partei für die naheliegende, politisch korrekte Variante: Die Russen waren es.
Ich wundere mich seit längerem: Warum geht niemand der Frage nach, warum, wer auch immer die Pipelines in der Ostsee gesprengt hat, einen Strang der Pipeline verschont hat, so dass weiter Gas von Russland nach Europa fliessen kann?
Die ewige, meist zielführende Frage, welche ernstzunehmende Journalisten bei einer Recherche stellen heisst: „Cui bono?* Wer profitiert davon? Wem nützt das?
Russland?
Warum sollte die Geheimdienst-Clique im Kreml eine ihrer zentralen Waffen selbst zerstören: die Erpressung Europas mit der Drohung eines totalen Gaslieferstopps im kommenden Winter,?
Man könnte spekulieren, dass ihre Propganda darauf abzielt, genau das zu erreichen, was jetzt geschieht: Verwirrung im Westen stiften; Politik und Medien spekulieren lassen. Die Botschaft Putins hiesse dann: Die Gaslieferung ist, selbst wenn wir liefern wollten, nicht sicher. Nicht wir, sondern unsere Feinde können sie unterbrechen. Sie sind die Bösen, nicht wir.
Die Ukraine?
Das hätte zunächst eine gewisse Logik: die Strategen in Kiew haben ein grosses Interesse daran, dass die Russen die Gaslieferung als Erpressungsmittel gegenüber Europa nicht weiter nutzen können. Bloss: Man muss zweifeln, ob die Ukraine überhaupt über die Mittel verfügt, einen solchen Anschlag in der Ostsee zu verüben. Und vorallem: Gäbe es bald Belege für eine Sabotage der Pipelines durch die Ukrainer, wäre der Imageschaden in der westlichen Öffentlichkeit so gross, dass weitere Waffenlieferung des Westens an die Ukraine gefährdet wären.
Die USA (oder ein anderer NATO-Partner)?
Einer, der diesen Verdacht öffentlich ausspricht ist Jeffrey Sachs, was auch die NZZ empört. Doch er ist nicht allein. Viele im Politzirkus teilen die Meinung des Star-Ökonomen. Sie vermeiden es aber tunlichst, dies öffentlich zu äussern, um sich politisch nicht unmöglich zu machen.
Tatsächlich spricht vieles für die USA/NATO als Täter: Wie die Ukrainer sind sie interessiert daran, dass Russland das Erpressungsmittel Gaslieferungen verliert.
Das Problem für sie ist Deutschland: Der Verdacht liegt nahe, dass die USA/NATO der aktuellen Deutschen Regierung nicht traut; dass sie befürchtet, dass Deutschland, wenn die Energiemangellage diesen Winter tatsächlich eintritt, gegenüber Putin einknicken wird und sich erpressen lässt: Gas gegen Einstellung der Waffenlieferungen.
Nur, eben: Warum haben die USA dann einen Strang der Nord Stream Pipeline intakt gelassen?
Eine mögliche Erklärung ist ein doppelte Botschaft:
An Russland: Wir können zuschlagen, wenn und wann wir wollen! Versucht gar nicht erst, diese Erpressungswaffe einzusetzen.
An Deutschland: Spielt nicht einmal mit dem Gedanken, vielleicht doch gegenüber Russland einzuknicken! Wir werden bei Bedarf dem verbleibenden Strang problemlos auch kappen.
North Stream ist ein klassisches Instrument/Objekt der Kriegspropaganda. Keiner der Experten, auf die sich die NZZ beruft, und schon gar kein Journalist, kann wirklich beurteilen, was Sache ist.
Sich ein Argument der Einen zu eigen zu machen, heisst ihre Propaganda zu machen. Das mag moralisch richtig sein, aber journalistsich ist es unredlich – und der NZZ nicht würdig.
Nordstream II ist aber noch ganz und könnte jetzt doch noch in Betrieb gehen. Das nützt dann wem?