Impfstreit Mathematik
Natürlich kommen auch wir im privaten Kreis nicht immer um das Thema Covid herum. Meist, leider aber auch nicht immer, sind wir uns einig: Wir haben kein Verständnis für Leute, die sich nicht Impfen lassen.
Mein Physiker-Freund Felix versucht, wie meist, das Problem mathematisch anzugehen.
Hier, was er mir letzte Woche gemailt hat:
“Beim Gassigehen mit dem Hund ist mir eingefallen, dass man den Impfstreit einfach mathematisch beschreiben kann. Nehmen wir an, dass eine Covid-Infektion in 5% der Fälle zum Tod führt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit für «Genesen»=0.95 und für «Tod»=0.05 (die 5% von vorhin). Nehmen wir ebenfalls an, dass nach der Impfung nur noch 0.2 Prozent der Fälle stirbt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit für «Genesen»=0.998 und für «Tod»=0.002 (die 0.2% von vorhin)
Jetzt gibt es zwei Sichtweisen:
- Die Gruppe, die auf das Todesrisiko schaut. Diese stellt fest, dass sich mit einer Impfung das Todesrisiko um einen Faktor 25 verringert (nur noch 0.002 statt 0.05) und lässt sich deshalb gerne impfen.
- Die Gruppe, die auf die Genesung schaut. Diese stellt fest, dass die Genesungsrate mit 0.95 eh hoch ist und nach einer Impfung nur unwesentlich steigt (auf 0.998). Der Gewinn beträgt ja nur einen Faktor 1.051 und entsprechend gering ist die Impfwilligkeit.
In der Realität machen die Wenigsten diese Rechnung, aber ich denke, dass das Bauchgefühl für Sichtweise 2 stark vertreten ist. Der entscheidende Punkt ist natürlich die Anzahl der Todesfälle, die man mit Impfen in dieser Betrachtung um einen Faktor 25 verringert.
Diese Gedanken sind sicher nicht neu, frage mich, warum die Journalisten dies noch nicht thematisiert haben. Instinktive Abneigung gegen Mathematik seit der Gymnasiumzeit….?”
So weit die Mathematik. Doch neben der egoistischen Überlegung “wie gross ist mein persönliches, statitisches Risiko” gäbe es ja auch noch Stichworte (oder Werte?) wie “Solidarität” oder “”gesellschaftliche Verantwortung”. Ich werde Felix bei Gelegenheit mal fragen, ob die Mathematik dafür auch etwas beizutragen hat.
Nachtrag: Felix hat schon beantwortet:
“Natürlich: Das wären die 48’000 in der Tabelle, die bei gelebter Solidarität nicht sterben.”