Afrika, Kongo

Unterwegs zur nächsten Hutu/Tutsi Katastrophe?

Soldaten M23. (Bild: Marc Hoogsteyns)

Der Genozid in Ruanda (1994) ist einigen Älteren noch in Erinnerung. Auch die Bilder der anschliessenden Flucht der Hutu-Schlächter mit einem Grossteil der Hutubevölkerung über die Grenze in den Kongo und des ersten Kongo-Krieges (1996/97) mögen einigen noch präsent sein. Und wenn wenn ich bei Geprächen mit Bekannten von der andauerenden Katastrophe im Raum Kongo/Uganda/Ruanda/Burundi rede, kennen Wenige sogar die Begriffe der “Ethnien” Hutu und Tutsi.
Ruanda hat seit den katastrophalen 1990er-Jahren unter den damals siegreichen Tutsi eine hervorragend positive Entwicklung erlebt. Jenseits der westlichen Grenzen Ruandas, in den Ostprovinzen des Kongo (in den Kivus), hat der Krieg aber nie wirklich aufgehört.

Seit 1999 versucht die grösste UN-Militärmission der Geschichte (MONUSCO), die immer wieder aufflammenden Konflikte in den Kivus zumindest nicht zum Flächenbrand eskalieren zu lassen. Immer wieder versuchen extremistische Hutukreise den Krieg auch wieder nach Ruanda zu tragen und dort wieder die Macht zu übernehmen.
Die Medien der Welt haben längst saufgehört über die andauerende Katastrophe in der Region der grosen Seen Afrikas zu berichten.

Einer der wenigen Journalisten (ich glaube sogar der einzige), der nach den Kriegen in den 1990 Jahren in der Region geblieben ist, ist Marc Hoogsteyns. Er lebt seither in Ruanda. Er verfügt nicht nur über hervorragende Kontakte im ruandischen Sicherheitsapparat, sondern auch, wohl wie niemand sonst ausser dem ruandischen Geheimdienst, zu den kriegführende Parteien und Rebellorganisationen in den Kivus.

Sein neuster Artikel auf seinem Blog “Kongomani” zeichnet ein beunruhigendes Bild der aktuellen Entwicklung in den Kivus und damit der ganzen Region der Grossen Seen in Afrika:

“Es würde mich nicht überraschen, wenn es in den kommenden Monaten zu koordinierten Angriffen extremistischer Hutus an der ruandischen Grenze im Norden des Landes käme. Wenn diese Angriffe durch Angriffe und Infiltrationen an der Grenze zu Burundi im Süden des Landes unterstützt würden, stünden wir vor einem völlig neuen Szenario. “

Ich bin letztmals 2017 mit Marc Hoogsteyns in der Region gereist. Er ist ein sehr nüchterner Analyst der Situation. (In seinem Film “Kongomani” zeichnet Marc nicht zuletzt auch ein eindrückliches Porträt von sich selbst und von der Arbeit eines Kriegsjournalisten/-kamermanns, das mich sehr berührt).
Dass er jetzt diesen Artikel auf in seinem Blog schreibt, ist ein echtes Alarmzeichen – und nicht zuletzt auch ein Aufruf an seine Journalistenkollegen, sich wieder um die Entwicklung in der Region der Grossen Seen Afrikas zu kümmern.

“Ich gebe zu, dass ich ein “Worst-Case-Szenario” zeichne, indem ich dieses Papier online stelle. Bitte beweist mir das Gegenteil und tut etwas dagegen!”

The-hidden-complexity-behind-the-presumed-M23-attack-_-KONGOMANi

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